Heilen mit der Bienenapotheke

Die Produkte aus dem Bienenstock sind keine Wundermittel. Ihre positive Wirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden ist jedoch durch viele wissenschaftliche Untersuchungen belegt.

Honigwabe

Die Apitherapie ist bei vielen Alltagsbeschwerden und -erkrankungen eine natürliche und unbedenkliche Alternative zu den chemischen Arzneimitteln, die oft schädliche Nebenwirkungen haben. Von Allergien über Kopfschmerzen bis hin zu Zahnschmerzen gibt es kaum eine Beschwerde, bei der Sie die Bienenapotheke nicht als Unterstützung oder alleinige alternative Behandlungsform anwenden können. Die unangenehmen Begleiterscheinungen der Beschwerden werden dabei meist spürbar gelindert und oft gänzlich beseitigt.

Empfehlungen zur Apitherapie

Obwohl verschiedene Bienenpräparate für Heilanwendungen auch in Supermärkten angeboten werden, sollten Sie Honig, Propolis, Gelée Royale und Pollen lieber in Apotheken und Reformhäusern kaufen, oder direkt von ihrem Imker auf dem Markt, so wie ich es handhabe. Dort können Sie sich nämlich in der Regel fachkundig über diese Produkte und ihre Anwendung informieren. Dies ist auf Grund der verwirrend großen Vielfalt der unterschiedlichen Produkte in jedem Fall ratsam.

Das Comeback des Honig's

Das Honig zahlreiche antibakterielle Stoffe enthält und selbst mit gefährlichen Killerbakterien fertig wird, ist inzwischen allgemein bekannt. Viele seiner Kollegen beneiden Herrn Professor Peter Molan um seinen Job. Alles, was seine Bienen im Laufe eines Tages gesammelt haben, macht den größten Teil seiner Beschäftigung aus. Man könnte meinen, das er jeden Tag von den besten Honigsorten der Welt naschen darf, wenn man seine rosigen Wangen betrachtet. Doch Spaß beiseite, hier haben wir es mit einem absolut ernsthaften Wissenschaftler zu tun. In Hamilton auf Neuseeland leitet er das Honigforschungsinstitut der Universität von Waikato. Inzwischen hat er mehr als 60 Niederschriften zur Heilwirkung von Honig in internationalen Fachblättern und Magazinen herausgegeben.

In dem er Bilder von seinen Behandlungserfolgen zeigt, die auch jeden Laien beeindrucken, sagt Prof. Molan: »Honig ist das ideale Mittel bei chronischen Wunden. Er tötet sehr unterschiedliche Bakterien ab, löst totes Gewebe, bindet unangenehme Gerüche und fördert die Wundheilung.« Er selbst kann überhaupt nicht nachvollziehen, wie das älteste von allen Wundheilmitteln so in Vergessenheit geraten konnte. Da es in letzter Zeit immer wieder neue Bakterien gibt, die gegen alles mögliche widerstandsfähig sind, erlebt der Honig als Wundheilmittel in heutiger Zeit seine Wiedergeburt.

Vielerorts auf dem Planeten sind die Heilwirkungen von Honig mitlerweile bis in den Bereich der molekularen Ebene erforscht worden. Honig hat unter anderen die Eigenschaft, ganz unterschiedliche Wundbakterien vollumfänglich zu beseitigen, das ist Fakt. Bei einer Konzentration von lediglich ein bis vier Prozent Honig in der Wunde werden Methicillin-resistente Staphylokokken - Crux in jeder Klinik - bereits abgetötet. Selbst Vancomycin-resistente Enterokokken - so genannte Killerbakterien haben bei Honig schlechte Karten, wo neueste Antibiotika wirkungslos ihren Dienst quittieren müssen. Schon nach wenigen Tagen Honigbehandlung sind chronisch infizierte Hautwunden häufig steril.

In Wunden vorhandenes totes Gewebe, das die Wundheilung hemmt, wird vom Honig abgebaut und gleichzeitig wird die Wunde desinfiziert. Das Honig selbst Eiweiß abbauende Enzyme enthält, ist bekannt. Vermutlich aktiviert er aber durch die Freisetzung von Sauerstoff körpereigene Eiweiße, etwa so genannte Metalloproteinasen. Deren Aufgabe ist es dann, die Verdauung des abgestorbenen Gewebes zu übernehmen.

Dem einen oder anderen unter den Lesern wird es schon einmal aufgefallen sein, das chronische Wunden oftmals einen sehr unangenehmen Geruch verbreiten. Auch dieser wird von Honig besser als von jedem anderen »medizinische Deodorant« beseitigt. Dem Anschein nach schalten die Wundbakterien bei dem überraschenden Auftreten von Zucker ihren Stoffwechsel auf den Abbau von Kohlehydraten um. So haben die übel riechenden Stickstoff- und Schwefelverbindungen keine Chance hervorzutreten.

Das unser guter Honig ausgesprochen entzündungshemmend wirkt, hatte ich bereits erwähnt. Auch wenn in der Wunde gar keine Bakterien vorhanden sind, gehen Schwellungen, erhöhte Temperatur und örtlicher Schmerz unter Honigzuführung deutlich zurück. Das Wachstum von Fibroblasten wird durch Honig gefördert. Das sind jene Zellen, die dem Gewebe eine feste Beschaffenheit verleihen. Wenn also diese Zellen, die Fibroblasten, nun aktiviert werden, dann schließt sich die Wunde nicht nur am Rand aus, sondern ebenso auch aus der Tiefe heraus. Gerade bei großflächigen Verbrennungen ist dieser Effekt besonders wichtig. In der Verbrennungsmedizin gibt es ein Standartverfahren, das von der Heilwirkung des Honigs noch übertroffen wird. Patienten, deren Verbrennungswunden regelmäßig mit Honig behandelt worden sind, hatten bereits nach drei Wochen die Wunde mit neuer Haut bedeckt. Bei den anderen Patienten, die auf die herkömmliche Weise mit Silbersufodiazin imprägnierten Gaze therapiert wurden, war nach drei Wochen zu sehen, das sich nur 84 Prozent der Verbrennungen geschlossen hatten. Hier ist es häufiger auch zu einer überschießenden Narbenbildung gekommen als bei den Honigbehandlungen.

Es ist nun davon auszugehen, das unser Honig bei der Wundheilung gleich mehrere Hebel in Bewegung setzt. So sind inzwischen wenigstens drei antimikrobielle Wirkungsmechanismen offiziell bekannt. An erster Stelle steht hier die hohe Osmolarität der klebrigen Substanz. Wie leicht zu beobachten ist, nehmen die hochkonzentrierten Zuckermoleküle gierig Wasser auf, sobald ich meinem Glas mit Tee einen Löffel Honig zufüge. So wird den Bakterien jene Flüssigkeit entzogen, die sie für ihre Vermehrung benötigen. Selbst dann wirkt der Honig noch desinfizierend, wenn die Osmolarität durch Verdünnung - etwa mit Wundsekret - so gering geworden ist, dass sie keinen physikalischen Effekt mehr haben kann. Die Aufgabe eines zuverlässigen Bakterienkillers wird dann von Wasserstoffsuperoxid (H2O2) übernommen. Die Bienen fügen dem Nektar ein Enzym hinzu, durch das diese stark oxydierende Substanz produziert wird. Die Pflanzen haben die Verantwortung dafür übernommen, daß Bienenhonig ebenso Flavonoide und aromatische Säuren beinhaltet, die ihrerseits antimikrobiell wirken.

In Australien gibt es ein Unternehmen mit dem Namen Medihoney, das seit kurzem Honig auf der Basis von Leptospermum-Pflanzen produziert. Dieser Honig setzt konstante Konzentrationen von H2O2 frei und enthält auch stets die gleiche Menge der antimikrobiell wirksamen Pflanzensubstanzen. Die in England ansässige Firma Advancis bietet seit kurzem einen mit Honig imprägnierten, aber nicht klebenden Verbandsstoff unter der Bezeichnung Activon TulleR an. Der bereits oben erwähnte Prof. Peter Molan lies sich einen mit Honig imprägnierten Träger aus Algen patentieren, mit dem sich Wundsekret auffangen läßt.






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(Englisch)