Die Fütterung der Bienen

In einer ökologischen Imkerei werden die Bienen grundsätzlich nur mit Honig der eigenen oder einer anderen ökologischen Imkerei gefüttert, bzw. bei der Honigentnahme wird darauf geachtet, den Bienen genügend Honig für ihre eigene Versorgung zu lassen.

Auffütterung im Herbst

Eine gewissenhafte und vor allem vorausschauende Auffütterung bildet die Grundlage für ein gesichertes Überleben der Bienenvölker durch den Winter. Viele Imker halten sich an die Regel, daß am 1. Oktober eines Jahres die Auffütterung abgeschlossen sein sollte. Örtlichkeit, Wetter und andere Gegebenheiten, z. B. Rückkehr aus der Heide, bringen es oftmals mit sich, die Auffütterung nach vorn oder hinten zu verschieben. Je mehr Zeit ich mir damit lasse, je schwieriger wird es. Je eher ich die Auffütterung vornehme, je größer ist die Gewähr, daß meine Völker den Winter gut überstehen. Bei rechtzeitiger Auffütterung haben meine Bienen einen günstigen Zeitpunkt, das Winterfutter gut für die kommenden Monate einzuplanen und es passend zu lagern. Um zu verhindern, daß das Futter auf zu viel Waben verstreut wird ist das Volk vor Beginn der Auffütterung stark einzuengen. Weil sich das Bienenvolk zur Wintertraube zusammen zieht, würde in einem solchen Falle ein Teil des Futters nicht erreichbar sein, was zur Folge haben kann, daß mein Volk verhungert, obwohl noch ausreichend Vorräte da sind. Das Ausmaß der Einengung richtet sich nach der Stärke des Volkes so wie der Größe der Waben. Es tut nicht Not, mehr als sieben Waben bei einem guten Volk zu belassen.

Bienenzuchtkalender

Nach erfolgter Einengung, kann die Auffütterung in Angriff genommen werden. Je nach der Art des Futtergefäßes (siehe unten) erfolgt sie von oben oder von unten. Über das Mischungsverhältnis von Wasser und Zucker gehen aber auch heute noch die Meinungen vereinzelt auseinander. Früher ist es üblich gesesen, im Verhältnis 1:1 zu füttern, also ein Kilogramm Zucker in einem Liter Wasser aufzulösen, wovon man inzwischen aber weitestgehend abgekommen ist. Zahlreiche Imker füttern heute im Verhältnis 3:2, also auf 2 Liter Wasser 3kg Zucker, andere wieder 5:4 und wieder andere 2:1. Diese letztgenannte dickflüssige Fütterung, ist vor allem von Bienenvater Paschke befürwortet worden. Der Vorteil für die Bienen liegt darin, nicht mehr allzuviel überschüssiges Wasser verdunsten zu müssen. So kommen sie ausgeruhter in den Frühling. Diese Art der Auffütterung ist inzwischen von vielen Imkerkollegen übernommen worden. Es sind bislang keinerlei Nachteile anderen Mischungsverhältnissen gegenüber zu beobachten gewesen.

Mühsal bereitet häufig noch die Kalkulation des Honigs in den Waben und die des Inguts, das sich aus der flüssigen Lösung ergibt. Beide Berechnungen lassen sich aber leicht umsetzen. Eine Wabe enthält in 10x10 cm Fläche , also in 1qdcm, und zwar auf beiden Wabenseiten zusammen rund 350g Honig. Das ist nicht schwer abzuschätzen. Hat ein Volk etwa 2,5kg Honig, so sind also, wenn man bis zum Mai mit dem Futter reichen will, was in jedem Falle anzuraten ist, um Notfütterungen im Frühjahr zu vermeiden, 7,5kg Futter hinzuzugeben. Auch die Berechnung dieser Futtermenge ist verhältnismäßig einfach. Man braucht zu dem Gewicht des Zuckers nur 20% hinzuzuzählen. Diese 20% sind Wasser, dann hat man das Gewicht des Winterfutters. Es ergibt also 1kg Zucker 1,2kg verwendungsfähiges Winterfutter. Danach müßten gut 6kg Zucker noch hinzugefüttert werden, um die 7,5kg Futtermenge zu erzielen. Paschke gibt an, daß nach seinen Beobachtungen bei der dicken Einfütterung 2:1 noch etwas Futter erspart werde, ob dem auch wirklich so ist, möge ein jeder für sich selbst ergründen.

Andere Imker behaupten, daß die dickeren Lösungen von den Bienen schlechter verarbeitet werden. Auch hört man vereinzelt von Imkern, daß sich in den Waben bei dicken Lösungen leicht Zuckerkrusten bilden. Dabei ist allerdings anzumerken, wie die Praxis inzwischen häufig bewiesen hat, daß bei wohlüberlegter Einfütterung dieser Umstand nicht eintritt. Wenn ich also rechtzeitig mit der Fütterung beginne und somit meinen Bienen die Gelegenheit einräume, das Futter gut zu invertieren und zu verarbeiten, ist jede Sorge überflüssig, daß die 2:1 Lösung irgendwelche Schädigungen hervorrufen könnte. Zum Invertieren und Verarbeiten benötigen die Bienen Wärme. Warme Tage im September sind von daher stets willkommen. Ist es später dann schon kühler, müssen sie die Wärme selbst erzeugen, was zu Lasten des Winterfutters geht. In jedem Fall ist bei der Zubereitung des Winterfutters, und zwar gleichgültig in welcher Stärke, darauf zu achten, das der Zucker nicht zu kochen beginnt. Das könnte im Winter durchaus gefährlich für die Bienen werden, da er dann leicht zur Kristallisation neigt. Dies hätte dann möglicherweise eine Durstnot der Bienen zur Folge.

Auch im Herbst habe ich die Möglichkeit, kalt zu füttern, so wie ich das allgemein den Sommer über durchführe, zweckmäßiger aber ist hier die warme Fütterung. Hierfür verwende ich ausnahmslos nur Regenwasser, das weich und nicht eisenhaltig ist, und koche dieses auf. Dann wird der Topf vom Feuer genommen und unter ständigem Umrühren gebe ich den Zucker hinein. Der größte Teil des Zuckers löst sich dabei bereits auf, wie überhaupt das Auflösen des Zuckers in heißem Wasser schneller vor sich geht als in kaltem. Durch unablässiges Umrühren gelingt es mir recht schnell, auch den Rest des Zuckers zur Auflösung zu bringen, wobei natürlich schwächere Lösungen kürzere Zeit, stärkere dagegen längere Zeit benötigen. Die Lösung reiche ich noch gut warm zur Verfütterung. Damit es nicht zu Räubereien kommt, werden alle Völker bei verengtem Flugloch abends gefüttert, weil es im Herbst draußen für die Bienen nichts mehr zu holen gibt. So kann die Räuberei vermieden werden. Die Fütterung nehme ich am besten im Stock vor, so z. B. bei Blätterstöcken und Hinterladern, da dann das Futter länger warm bleibt.

Auch bei meinen Oberbehandlungsbeuten ist es mir möglich, im Stock selbst zu füttern, sofern ich entsprechende Futtergefäße (siehe unten) zur Anwendung bringe. Bin ich gezwungen von außen in den Stock hineinzufüttern, z. B. mit dem Thüringer Luftballon, dann bin ich gut beraten, das Futtergefäß möglichst warm zu verpacken, um eine all zu schnelle Abkühlung zu verhindern. Den Bienen bereitet es kein Problem, eine Futtermenge von 3 Litern in einer Nacht bequem aufzunehmen. So gelingt es mir mühelos, auch die Auffütterung eines größeren Standes in ein paar Tagen abzuschließen. Gerade wenn sich die Auffütterung aus welchem Grund auch immer ein wenig verzögert hat, kommt mir dieser Umstand sehr gelegen. Wenn wir sonnige Herbsttage zu verzeichnen haben, dann füttere ich einen um den anderen Tag in großen Gaben, um meinen Bienen Zeit zu lassen, das Futter zu verarbeiten. Drängt die Zeit, dann werde ich innerhalb drei Tagen meinen Stand auffüttern. Immer aber werde ich daran denken, daß es um so besser ist, je zeitiger ich die Auffütterung vornehme.

Futtergefäße

Futtergefäße, die im Handel für Imkerbedarf wohl überall erhältlich sind, gibt es ebenso viele, wie es Bienenwohnungen gibt. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich aber auch hier eine Entwicklung zur Verbesserung vollzogen, was zwar die Anzahl auf ein paar wenige reduziert hat, die dafür aber praktisch und bequem zu handhaben sind. Der zeitgemäße Imker verwendet heute nur noch solche Futtergefäße, bei deren Benutzung er mit den Bienen so wenig wie möglich in Berührung kommt. Es handelt sich hierbei somit um Gefäße, die sich von draußen befüllen lassen, von wo aus das Futter in den Bienenraum fließt. Max Kuntzsch erfand die nach ihm benannte Futterflasche. Sie ist abgeflacht und in verschiedenen Größen zu haben, so daß sie sich überall verwenden läßt. Sie wird gefüllt und dann umgekehrt und in einen Halter gestellt, der mit Laufrinnen verbunden ist, in die das Futter hineinfließt. Diese Laufrinnen liegen innerhalb des Kastens, während sich der Halter außerhalb des eigentlichen Bienenraums befindet. Somit kommt also der Imker mit den Bienen gar nicht mehr in Berührung.

Dann hat Herr Kuntzsch dem Drängen etlicher Imker nachgegeben, denen das Befüllen der ovalen Literflaschen zu unbequem war, die lieber, wie man so sagt, mit der Gießkanne füttern. So schuf er Futterkästen, die hinter die Fenster gestellt werden. Die Bienen konnten nun durch einen Drahtkonsus gehen, der durch einen Seitenschenkel des Fensters zum Futterkasten führte. Diese Fütterung verlief soweit auch recht gut, nur für frühe Frühjahrsfütterungen war sie nicht so vorteilhaft, weil unsere Bienen, obwohl der Bienensitz eingeengt war, schwerer an das Futter zu führen waren. Die Mehrzahl der Kuntzschimker benutzt heute den Kuntzschfuttertrog mit der ovalen Futterflasche

Gerstung hat seinerzeit einen Glasballon, den bekannten Thüringer Luftballon »Zeppelin« erschaffen, der in einen Futterteller mit Filzring gesetzt wird, der sich in ein im Deckel der Beute eingefügtes Loch einfügen läßt. Dann gibt es andere Beuten, die Futtertröge enthalten, welche in eine Seitenwand eingeschoben und beim Füllen nur soweit herausgezogen werden, daß ich das Futter bequem eingießen kann. Paschke hat vor vielen Jahren einen hölzernen Futtertrog erdacht, den ich in das hintere Fenster des Brutraumes einsetzen kann und der sich zur einen Hälfte im Brutraum, zur anderen Hälfte außerhalb des Brutraums befindet. Andere Erfinder haben diesen hölzernen Baurahmenfuttertrog, so genannt, weil er im Baurahmenfenster seinen Platz erhalten hat, etwas abgeändert; wieder andere haben ihn aus Metall hergestellt, im allgemeinen aber ist die Form beibehalten worden.

Um ein Ertrinken der Bienen zu verhindern, enthält dieser Futtertrog ebenso wie der vorerwähnte Seitenwandfuttertrog senkrecht stehende Schwimmer. Graze hat für seine Erfolgsbeute außerdem noch Kästen gebaut, die an die Fenster des Brutraums gehängt und dann durch freizulegende Schlitze vom Brutraum erreichbar gemacht werden. Wer diese Vorrichtungen nicht hat, kann natürlich auch jedes Gefäß, das aber möglichst weit sein sollte, für die Fütterung zur Anwendung bringen. Breite Blechdosen sind dazu am besten geeignet, wie sie für Marinaden verwendet werden und die zwei bis drei Liter Futter aufnehmen können. Diese Behälter sind aber unbedingt mit Mennige zu bestrichen, damit sich kein Rost bilden kann. Damit keine Biene ertrinkt ist es ferner notwendig, aus Leisten einen genau passenden Schwimmer anzufertigen. Das Aufsträuen von Häcksel oder Spreu auf das Futter ist nicht zu empfehlen und sollte von daher vermieden werden.

Wenn jetzt ein Imker nur hohe Blechbüchsen hat, so kann er auch diese in der Weise benutzen, daß er dazu einen Untersatz verwendet, der einen etwa einen Zentimeter hohen Rand aufweist. Derartige Dosen, die natürlich auch mit Mennige bestrichen werden sollten, haben ein Fassungsvermögen von vier bis fünf Litern. In diesem Fall legt der Imker den Untersatz auf die voll mit Futter gefüllte Dose, dreht sie um und schiebt sie in den leeren Raum der Beute, der natürlich den Bienen zugänglich sein muß. Die Flüssigkeit fließt aus der Dose nur bis an den Rand des Untersatzes und wird hier von den Bienen abgenommen. Auch flache Holzkästen, deren Fugen ich mit Wachs ausgießen kann und die ich natürlich ebenfalls mit einem Schwimmer versehen muß, eignen sich als Futtergefäße. Statt der Kuntzschflaschen kann ich in Ständerbeuten, die mir im hinteren Bereich genügend Raum bieten, auch Weinflaschen verwenden. In Blätterstöcken verwende ich auch flache Zinkeinsätze, die über die ganze Bodenfläche gehen und ein Lattenrost als Schwimmer haben. Die Fütterung erfolgt entweder direkt im Überwinterungsraum des Volkes oder wird im oberen oder unteren leeren Raum gereicht und von den Bienen in den Überwinterungsraum getragen.