Honigbehandlung

Das, was aus der Schleuder raus kommt, ist zwar Honig, aber noch längst keine einwandfreie Ware zum Verkauf. Erst die engagierte Arbeit des Imkers, die Honigbehandlung, macht das Produkt der Biene zu dem, was später einmal bei uns auf dem Frühstückstisch steht. Bis es aber soweit ist, vergeht noch einiges an Zeit, in der der Imker immer wieder eine sorgsame Honigbehandlung vorzunehmen hat. Dieser Beschäftigung kommt der tüchtige Imker aber gerne nach, wo er doch weiß, daß nicht nur Kenner, sondern vor allem auch seine honigkaufende Kundschaft, dieser edlen Ware gern ihre besondere Anerkennung zollt und von daher auch immer den geforderten Preis akzeptiert. Jeder Vorsitzende eines Imkervereins solte daher bestrebt sein, Schulungen und Vorträge in der Honigbehandlung bei seinen Mitgliedern abzuhalten und diese durch vereinsinterne Ausstellungen dahingehend zu motivieren, daß sich allmählich alle an kleinen Wettbewerben beteiligen, die mit einer Gütebewertung des Honigs verbunden sind. Sollte es der Fall sein, daß sich der Vorsitzende seiner Sache nicht ganz sicher ist, so nehme er »Otto's Honigbüchlein« (ist allerdings schon etwas älteren Datums) zur Hand. Darin steht eigentlich alles geschrieben, was er wissen muß. Nun sei hier kurz erwähnt, wie der Imker zu einem einwandfreien verkausfertigen Honig kommt:

Hat der aus der Schleuder geflossene Honig das Doppelsieb und das Seihtuch passiert und damit die meisten Fremdkörper zurückgelassen, so wird er in einen größeren Kübel gegossen, den die Gerätefabriken aus Weißblech liefern. Der Kübel kommt dann in einen Raum, der trocken und selbstverständlich auch frei von Gerüchen jeder Art sein muß, also nicht in die Speisekammer oder gar in den Keller. Nach 24 Stunden füllt man die Schaumschicht mit den in ihr noch befindlichen Fremdkörpern ab und rührt dann den Honig mit einem möglichst dreikantig geformten Buchenstab vorsichtig um, so daß keine Luft mit in den Honig hineingerührt wird, d.h. man bleibt mit dem unteren Ende des Stabes stets am Boden des Gefäßes, während ein Auf- und Niedertauchen des Stabes in den Honig Luftblasen hineinbringen würde. Zehn Minuten rühren genügt. Das Rühren wird täglich dreimal wiederholt, und zwar in regelmäßigen Abständen morgens, mittags und abends. Dann läßt man den Stab, ohne ihn abzustreichen, über dem Gefäß ablecken und stellt ihn in eine saubere Schüssel. Den dann noch ableckenden Honig kann man als Brotaufstrich im eigenen Haushalt verwenden. Täglich ist ein Abfüllen feinster Wachsteilchen notwendig, die immer wieder an die Oberfläche kommen, denn gute Ware im Einheitsglas darf auch nicht die kleinste Spur eines Wachsteilchens enthalten. Nach dem Rühren wird stets ein Tuch über den Honigkübel gedeckt, um Verunreinigungen zu verhüten. Durch das Rühren mit dem Holzstab soll ein möglichst feinkörniger Honig entstehen. Da die Kristallisation zuerst an den Gefäßwandungen einsetzt, ist die Stabführung an der Wandung und auf dem Boden notwendig. Die dort entstehenden Kristalle verteilen sich durch das Rühren gleichmäßig über die ganze Honigmasse und bilden weitere Kristalle, die allmählich, und zwar je nach der Art des Honigs in kürzerer oder längerer Zeit zum Festwerden des Honigs führen.

Sehr schnell wird der Rapshonig fest, einige Tage länger benötigt der Kleehonig, Sommerhonige je nach der Zusammensetzung etwa drei Wochen oder auch länger, sofern Honigtauhonige darin enthalten sind. Dann gibt es auch noch andere Honige, die erst nach Monaten feste Form annehmen. Nun kommt es darauf an, den richtigen Zeitpunkt zum Abfüllen in die Gläser nicht zu verpassen. Sobald sich beim Rühren die graugrüne Streifenbildung zeigt, ist der richtige Zeitpunkt da. Jetzt soll der Honig in die für den Verkauf bestimmten Gläser abgefüllt werden. Das geschieht am besten aus einem Gefäß, an dessen Boden sich ein Quetschhahn befindet. Jedes Glas wird vorher gewogen, um den Inhalt genau bestimmen zu können. Das Glas wird so unter den Quetschhahn gestellt, daß der Honig in die Mitte des Glases läuft und nicht der Glasrand beschmiert wird. Geht die Kristallisation allzu langsam vor sich, so kann man dadurch nachhelfen, daß man einige Stückchen festen Honigs in die Honigmasse tut. Der Honig kristallisiert dann schneller. Selbstverständlich müssen die kleinen Honigstückchen sehr fein verrieben und gleichmäßig durch die ganze Honigmasse verrührt werden. Auch allzu langes Rühren kann unter Umständen schädlich sein und zum Schaumigwerden des Honigs führen. Auch gibt es noch die Möglichkeit, den Honig im Abfüllkübel aushärten zu lassen. In beiden Fällen gilt: Die Behältnisse müssen luftdicht sein, um somit Luftfeuchtigkeit vom hygroskopischen Honig fernzuhalten und sein Aroma zu bewahren. Deshalb bin ich gut beraten, den Honig sofort abzufüllen, wenn sich die bewußte Streifenbildung zeigt.

Alle Geräte, die mit dem Honig in Berührung kommen (z.B. Schleuder, Entdeckelungsgerät) müssen aus Edelstahl sein. Die Fässer zur Lagerung müssen mit Bienenwachs oder mit einem lebensmittelechtem Innenlack beschichtet sein. Ein schonender Umgang mit dem Honig, um den Qualitätsansprüchen gerecht zu werden, versteht sich von selbst für eine ökologische Imkerei.

Wird unser frisch geernteter Honig nun luftdicht, dunkel und in kühlen, trockenen Räumen gelagert, ist er durchaus, je nach Sorte, Wassergehalt und PH-Wert einige Jahre haltbar. Wenn wir vor haben, den Honig für längere Zeit zu lagern, empfiehlt sich eine Temperatur von 14° C. Zur Aufbewahrung sind nur ganz bestimmte Materialien erlaubt, dies sind im Einzelnen:

Glas
Email
Weißblech (verzinntes Eisenblech)
lackiertes Schwarzblech oder
rostfreies Stahlblech

Nicht zugelassen sind verzinkte Behältnisse, da sich hier giftiges Zinkoxyd bilden kann. Des weiteren möchte ich an dieser Stelle von Eisenblech abraten, weil sich der Honig an den Kontaktstellen schwarz färbt.

Auch lebensmittelechte Kunststoffeimer sind seit einigen Jahren erlaubt. Unsere Geisteswissenschaft hat allerdings die Erkenntnis, das Kunststoff die auf alles Lebendige einwirkenden kosmischen Strahlen nicht hindurchlässt!