Honigtauhonig, Blatthonig

In manchen Landschaftsgebieten ist der Honigtauhonig, eine durchaus reiche Nahrungsquelle für die Bienen. Der eigentliche Honigtau ist dabei ein natürlicher, süßer Saft, der nicht aus den Nektarien der Pflanzen stammt. Diesen Honigtau sammeln die Bienen an Blättern, jedoch auch an den Stengeln und Zweigen von Ahornarten, Ulmen, Eichen, Linden und Kirschen auf. Honigtauhonig, der aus diesen Quellen bezogen wird, wird Blatthonig genannt. Weitere ergiebige Honigtaulieferanten sind die Nadelgehölze. Hier kennen wir die Honige von Fichten, Tannen und Lärchen. Sie werden im allgemeinen unter dem Begriff der Wald- oder Tannenhonige geführt. Bisweilen ist der Honigtau eine unmittelbare Ausscheidung der Pflanzen. Vielfach jedoch auch die zuckerhaltige Ausschwitzung von Blatt- und Schildläusen, die ja bekantlich auf Blättern und Nadeln leben. Beide Honigbildungen können auf Blättern vorkommen.

An der Erzeugung des Tannenhonig sind maßgeblich die Rinden- (Lachniden) und die Blattläuse (z. B. Fichtenquirlschildläuse) beteiligt. Blätter und Nadeln werden von den Läusen zwecks Nahrungsaufnahme und Befriedigung des Vermehrungsdranges angestochen. So saugen sie den Zellsaft aus, den sie mit Hilfe einer ihnen eigenen Körpereinrichtung filtrieren und so die für sie wichtigen Eiweißsubstanzen gewinnen. Der zuckerhaltige Rest wird dann als Honigtau wieder ausgeschieden. Das ist dann ein heller und klarer, dicklicher Zuckersaft, der frei von Verdauungsrückständen ist. Ebenso wie der Honigmagen der Biene, so arbeitet auch die Filtereinrichtung der Läuse, abgesondert vom Darm für sich allein. Ein besonders hoher Gehalt an wertvollen Mineralstoffen zeichnet den Honigtauhonig als ein vollkommenes Nahrungsmittel für uns aus.

Sobald die kalte Jahreszeit vorüber ist und bald darauf eine schwüle, windstille Witterung eintritt, beginnt alsbald der zuckerhaltige Saftstrom in den Bäumen zu fließen. Das ist dann die Zeit, in der die Läuse ein reichhaltiges Nahrungsangebot vorfinden und gewaltige Arbeit leisten. Auf einer großen Linde mit etwa 24.000 Blättern können nach Büsgen gut 24 kg Blatthonig lagern. Ein kräftiger Nadelbaum von 25 - 30 m Höhe kann nach Dengg beispielsweise über Nacht 10 - 15 Liter Nadelhonigtau liefern. Die Bienen sind bereits früh morgens schon aktiv, wenn eine Honigtautracht vorhanden ist. Dann herrscht oftmals bis in den späten Abend den ganzen Tag über ein gleichmäßiger Flug

Blatthonig

Der Imker kennt neben dem Blütenhonig auch noch den sog. Blatthonig oder Honigtau. Er findet sich in Tropfenform auf den Blättern oder überzieht sie als lackartige, klebrige Flüssigkeit an gewissen Bäumen. Lange Zeit ist sich die Imkerfachwelt über die Entstehung des Honigtaus nicht einig gewesen. In erster Linie sind es die Ahornarten, ebenso aber auch Eichen, Birken, Linden, Weiden und Ulmen, ferner Kirschen, Pflaumen und andere Obstbäume, die Honigtau absondern. Mehr aber als alle anderen Baumarten sind es die Nadelhölzer, die den Honigtau für unsere Bienen absondern.

Vor allem in den frühen Vormittagsstunden geschieht das Eintragen des Honigtaus durch die Bienen. Unter der Einwirkung der Sonne trocknet der Blatthonig bald ein, so daß die Bienen ihn dann nicht mehr aufzunehmen vermögen. Oftmals ist die Absonderung des Honigtaus sehr groß, dann tropft er regelrecht von den Blättern herunter. Gerade dann haben unsere Bienen eine reiche Tracht in den Stock zu schleppen. Gelegentlich kommt das auch bei den Linden in geschlossenen Ortschaften vor. So bilden sich dann große, schwarze Tropfflecken unter den Bäumen auf dem Pflaster. Der Honigtau hat aber gewiss nichts mit Witterungseinflüssen, gleich welcher Art, zu tun. Heute ist sich die Fachwelt darüber einig, daß die Entstehung des Blatthonigs ausschließlich auf saugende Insekten zurückzuführen ist. Um gegen Regen und starke Sonnenbestrahlung geschützt zu sein, sitzen die Tierchen meistens an der Unterseite der Blätter. Die Blattläuse und ähnliche Insekten bohren mit ihrem Rüssel sowohl die Blätter als auch die jungen Triebe an, um anschließend den Saft aus den Pflanzen zu saugen und die zuckerhaltigen Rückstände nach der Verdauung auszuscheiden. So geht die Entstehung von Honigtau vor sich. Tannenhonig entsteht auf ähnliche Weise, und zwar durch die Fichtenquirlschildlaus (Lachnus pichtae) wie von Prof. Dr. Geinitz in Freiburg einwandfrei nachgewiesen worden ist. Ihrer geringen Größe wegen sind die Fichtenquirlschildläuse nur schwer zu entdecken. Von daher ist die Herkunft des Tannenhonigs so lange im Dunkel gehüllt gewesen. Witterungseinflüsse können beim Honigen der Tannen insofern ausschlaggebend mitwirken, als nach stärkeren Regenfällen wie auch Gewittern die Honigtaubildung mit einem Schlag aufhört und dann auch oftmals nicht wieder einsetzt, weil die meisten der Insekten durch den Regen weggespült worden sind oder aber der Temperaturrückgang die Schildläuse veranlaßt, ihre Saugetätigkeit an den Fichtennadeln einzustellen.

Es ist davon abzuraten, den Bienen Blatthonig als Winterfutter zu belassen. Also entfernen Sie ihn bitte vollständig aus den Waben. Er enthält viel Dextrin und Rohrzucker und ist auch noch wasserarm. Häufig tritt Ruhr bei Überwinterung auf Blatthonig ein.

Birke (Betula)

Häufig kommt die Moor- oder Besenbirke (Betula pubescens) in der Heide und auf Mooren vor. Blüte: April/Mai. Die warzige Hängebirke oder Trauerbirke (Betula verrucosa) in Laub- und Nadelwäldern. Blüte: April/Mai. Die sog. niedrige Birke (Betula humillis), die nur bis etwa 3 m hoch wird, trifft man auf Torfmooren hier und da als Strauch. Hin und wieder liefer die Birken Blatthonig, in erster Linie sind sie aber gute Pollenspender. Die Birkenkätzchen werden ebenso wie die Kätzchen des Haselstrauches nicht besonders häufig beflogen. Wenn das aber doch einmal der Fall ist, so erkennt der Imker dies sofort an dem grünlichen Pollen. Auch die auf Torfmooren der höheren Gebirgslagen vorkommende 30 - 60 cm hoch werdende Zwergbirke (Betula nana) sei der reinen Vollständigkeit halber hier noch erwähnt. Sie ist aber recht selten und hat für die Bienen von daher keine Bedeutung.

Eiche

Die Stieleiche (Quercus pedunculata) und die Trauben-, Winter- oder Steineiche (Quercus sessiliflora), die beide bei uns heimisch sind, können nur gelegentlich als Lieferanten von Blatthonig bezeichnet werden. Die Roteiche (Quercus rubra), die aus Nordamerika ihren Weg zu uns gefunden hat und sich durch größere, spitzlappige Blätter auszeichnet, die sich im Herbst prächtig rot färben, verhält sich ähnlich. Ebenso die der Steineiche ähnliche, in Deutschland nur vereinzelt vorkommende Quercus pubescens wie auch für die Stumpfeiche (Quercus palustris). Blüte: Mai/Juni.

Lärchenhonig

In Norddeutschland kommt der Lärchenhonig so gut wie gar nicht vor. Dieser köstliche Honigtauhonig weist in frischem Zustand eine zitronengelbe Farbe auf. Erst wenn er kristallisiert, nimmt er eine bräunliche Farbe an. Im Vergleich zum Fichtenhonig kristallisiert er recht schnell.

Ulmen (Ulmus)

Im zeitigen Frühjahr sind die Feldulme (Ulmus campestris), in den Bergen die Bergulme (Ulmus scabra) und die bekannte Rüster- oder Flatterulme (Ulmus laevis) recht ergiebige Pollenspender. Leider ist ihr Bestand in den zurückliegenden Jahrzehnten durch die sog. Ulmenkrankheit, die durch einen Pilz verursacht wird, sehr zurückgegangen. Gerade in den Großstädten sind sie häufig als Straßenbäume anzutreffen gewesen. Blüte: März/April.