Waldhonig

Viele Imker bringen an an schönen sonnigen Hoch- und Spätsommertagen, wenn der Wald so richtig honigt, ihre Bienen zur Nutzung der Tracht in die Wälder. Aus dem Honigtau, den süßen Lebenssäften des Waldes, wird von den Bienen ein kräftiger Honig, der in der Regel eine weit aus herbere Süße aufweist als der Blütenhonig, zubereitet. Der Wald ist die ursprüngliche Heimat der Bienen gewesen. Für Jahrtausende ist sie hier in hervorragender Weise in den gesamten Lebenskreislauf der Waldflora und -fauna eingegliedert gewesen. Aus der Nektartracht der Waldblütenpflanzen erhält jeder Waldhonig auch immer einen gewissen Anteil neben seinem eigentlichen Honigtau. Dies verleiht jedem Waldhonig seine ganz spezielle, ihm eigene Geschmacksnuance.

Im Waldhonig sind eine ganze Reihe von Mineralstoffen, vor allem Eisen und Kalium, Spurenelementen und an antiseptisch und balsamisch wirkenden Harzen und ätherischen Ölen enthalten. Er hat einen hohen Gehalt an Fruchtzucker und ist daher von zähflüssiger Konsistenz.

Waldhonig

Waldbienenzucht

In seinem Buch »Der Bienenstand in Mitteleuropa« hat Bruno Schier darauf hingewiesen, das es vollkommen falsch ist, die Waldbienenzucht der germanischen Frühzeit als primitiv zu bezeichnen. Ebenso wie bei der Jagd oder der Fischerei, so ließen sich auch in der gepflegten Waldbienenzucht recht ansehnliche Erträge erzielen. So hat es sich dann mit der Zeit ergeben, das Menschen zueinander gefunden haben, die der Honiggewinnung ihre besondere Aufmerksamkeit schenkten. Das Zeidelwesen war entstanden. Zunächst ist alles recht übersichtlich gewesen. Durch das klare Rechtsempfinden der Germanen kam es dann bald zu Richtlinien und Bestimmungen die bereits im ersten nachchristlichen Jahrhundert auf ein klar umrissenes Bienenrecht zurückblicken lassen. Damals gab es Bäume im Wald, in denen die Bienen lebten. Diese wurden an die Zeidler verteilt, die dafür im Gegenzug eine Pacht zu entrichten hatten. In seinem 1773 erschienenen Buch »Von der wilden Bienenzucht und der Oberlausitzer Zeidlergesellschaft in Muskau« berichtete Johann Georg Vogel daß die Zeidlergesellschaft in Muskau im Jahre 1769 aus 170 Personen bestand. Diese hatten etwa 7.000 Bienenbäume zu betreuen, wofür sie eine Pacht von 73 Reichstalern zu entrichten hatten. Auf jeden Imker entfielen somit ca. 40 Völker; für jedes Volk mußten 2 Schilling = 15 Pfennig Pacht bezahlt werden.

Seit jener Zeit ist die Waldbienenzucht vom Westen her immer weiter nach Osten zurückgedrängt worden. Am längsten hat sie sich wohl in Ostpreußen gehalten. Es war im Jahre 1805, als die Forstwirtschaft der Zeidlerwirtschaft das Ende bereitete. So gab es bereits in der preußischen Forstordnung von 1739 die Verfügung, das: »in unseren Heiden, weil dadurch nur das beste Eichen- und Kiehnenholz verdorben wird, keine neuen Beuten mehr ausgehauen werden dürfen«. Der Oberforstmeister Julius von Pannewitz schätzte noch um 1772 den westpreußischen Bestand an Beutenbäumen auf mindestens 20.000 nach Angaben von Schier. In einzelnen Waldbereichen ist der Ertrag an Pachtzinsen aus der Zeidlerei nicht geringer gewesen, als der aus dem Holzverkauf. Auch zu Beginn diese Jahrhunderts hat es in West- und Ostpreußen noch zahlreiche Beutenbäume gegeben. So wurden um die Jahrhundertwende (1900) in ganz Westpreußen noch ungefähr 100 Beutenbäume gezählt, von denen die meisten auch noch von Bienen beflogen wurden. Sicherlich ist die Zahl der Beutenbäume in Ostpreußen noch weit aus größer gewesen. Ob heut noch einer davon steht, ist zu bezweifeln. Somit sind auch die letzten Reste der Waldbienenzucht, der Zeidlerzunft, aus Deutschland verschwunden. Erheblich länger hat sich die Waldbienenzucht jenseits der alten deutschen Ostgrenze gehalten.